› Angst hab ich keine ‹
Ein Gespräch mit Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker über Gurgeltests, Lockdowns und den richtigen Ton.
Herr Hacker, Sie sind für die Gesundheit eines Bundeslandes verantwortlich, auf das auch heute wieder mehr als 50 Prozent der positiven Testungen fielen. Was machen Sie falsch?
Gar nichts. Und ich sag das jetzt schon seit Monaten: Wir haben im Mai unsere Teststrategie geändert. Wir wollen auch die finden, die keine Symptome haben, nicht nur jene, die von sich aus zur Gesundheitsbehörde gehen. Und wenn der Chefepidemiologe der AGES sagt, er vermutet, dass in Österreich mehr als doppelt so viele Menschen positiv sind, als wir im Augenblick kennen, dann stimm ich ihm zu. Man könnte auch denen, die besonders wenig positiv Getestete haben, die Frage stellen: Was läuft bei euch falsch? Warum entdeckt ihr so wenig?
Aber die Infektionszahlen steigen, das ist ja unbestritten. Sollte Sie das nicht beunruhigen?
Nein, damit hab ich gerechnet. Wir haben im März den Shutdown gemacht mit dem Ziel, den radikalen, sprunghaften Anstieg einzudämmen. Aber wir reden hier von einer ansteckenden Krankheit. Ich hab immer gesagt: Ab Mitte Sommer werden die Zahlen steigen und im Herbst noch stärker. Es gibt eine einzige Zahl, die ich für wirklich relevant halte: Das ist die Zahl der schwer kranken Patienten im Spital. Nachdem wir in Summe zur Zeit 52 Patienten im Spital haben, gibt es keinen Grund, besonders unruhig zu sein.
Warum hat Wien höhere Zahlen als andere Bundesländer?
Weil wir jedenfalls sehr tief in die Epidemie hineintesten.
Kann das wirklich der einzige Grund sein?
Es ist der wichtigste Grund. Und Sie dürfen auch nicht die Bundesländer vergleichen. Die Bundesländerzahlen jeweils für sich sind der Durchschnitt von Stadt und Land. Und logischerweise ist eine ansteckende Krankheit in einer Stadt etwas anders verteilt als am flachen Land. Wenn Sie sich die Statistiken anschauen, werden Sie feststellen, dass die Städte in Österreich grundsätzlich höhere Zahlen haben als kleine Gemeinden.
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